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Friedrich Hechelmann

1948 – 2024

 

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Stadtmuseum Isny

Dies erfuhr ich. Denn nie, sterblichen Meistern gleich, Habt ihr Himmlischen, ihr Alleserhaltenden, Daß ich wüsste, mit Vorsicht Mich des ebenen Pfads geführt.

Friedrich Hölderlin

Zum Tod von Friedrich Hechelmann

Ein guter Freund hat diese Welt verlassen – ein Künstler von bewundernswerter Kreativität und von beeindruckender Vielseitigkeit: Am 27. August 2024 ist Friedrich Hechelmann nach langer und schwerer Krankheit verstorben. Die oben zitierte Strophe aus dem Gedicht „Lebenslauf“ seines Namensvetters Friedrich Hölderlin hat Ihn nicht nur durch sein Leben begleitet, sondern wurde von Ihm auch für diesen Nachruf ausgewählt.

Fritz Hechelmann wurde am 28. Februar 1948 in Isny geboren, wo seine Eltern, bekannte und beliebte Mitbürger, in der heutigen Fußgängerzone, ein Eisen- und Haushaltswarengeschäft geführt hatten. Nach der Schulzeit besuchte er ab 1965 in Wien die Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt, ab 1969 die Akademie der bildenden Künste, ebenfalls inWien. Dort wurde er zum Meisterschüler von Rudolf Hausner (1914 – 1995), einem bedeutenden Vertreter des Phantastischen Realismus. Über die äußerst anregende Beziehung zwischen Schüler und Lehrer und über das fruchtbare Zusammenwirken mit anderen Schülern aus Hausners Meisterklasse unterrichtete die Ausstellung „Wiener Wirklichkeiten“ im Kulturhaus des Landkreises Ravensburg, Schloss Achberg, im Frühjahr 2023. Mit Gottfried Helnwein verband Ihn beispielsweise eine lebendige und lebenslange Freundschaft.

1972 erhielt Hechelmann den Preis der Wiener Akademie und präsentierte in der „Galerie im Stock“ dem Publikum seine erste Ausstellung. Ins Allgäu zurückgekehrt, eröffnete Hechelmann 1993 in Weitnau-Hofen die „Kunsthalle Schwaben“, die von seinem Lebenspartner Joseph Baschnegger-Hechelmann geleitet wurde.

Schloss Isny, mitten in der Stadt gelegen, war zunächst ab 1096 Benediktinerkloster, bevor es 1803 durch die Säkularisation in den Besitz der Fürsten Quadt-Wykradt kam. Mitte des 20. Jahrhunderts gelang der zu veräußernde Teil in den Besitz der Stadt Stuttgart, respektive der Evangelischen Hospitalstiftung und wurde als Krankenhaus und Geriatrie genutzt. Als ein großer Teil von Schloss Isny von der Evangelischen Hospitalstiftung veräußert werden sollte, war zunächst unklar wer und zu welchem Zweck dies tun könnte.

Um Schlimmeres zu verhindern, erwarb der damalige Gemeinderat Hans Müller gemeinsam mit seinem Bruder Rolf jenes Anwesen 1997 auf eigene Rechnung und zusammen mit Friedrich Hechelmann und Josef Baschnegger gründete er im Dezember 1998 die gemeinnützige „Friedrich Hechelmann und Schloß Isny Kunst- und Kulturstiftung“, die seither Besitzer des Hauptgebäudes ist. Friedrich Hechelmann leitete mit großem Engagement die umfänglichen Renovierungsarbeiten in dem zum Teil verwahrlosten Gebäude und richtete dort die „Kunsthalle Schloss Isny“ ein, wofür er erhebliche Summen aus eigener Tasche investierte. Später erwarb er den Fürstenflügel, die Sakristei und die Marienkapelle. 

Erst durch diesen persönlichen Einsatz wurde das ehemalige Kloster und Schloss zu jenem innerstädtischen Juwel, als das es sich heute präsentiert und in dem mittlerweile auch die Städtische Galerie und das Stadtmuseum untergebracht sind (wiedereröffnet im August 2024).

In all diesen Jahren erwies sich Hechelmann als Künstler von unglaublicher Kreativität und Vielseitigkeit. Neben einer gewaltigen Vielzahl von Gemälden und Zeichnungen aller Formate, die nach seiner eigenen Aussage die „Ehrfurcht vor der Schöpfung“ ausdrücken und der Entfremdung von Mensch und Natur entgegenwirken sollen, drehte er auch Filme (zum Beispiel „Das Riesenspielzeug“ (1976) und „Ein Weihnachtstraum“ (1984)).

Die unzähligen von Ihm illustrierten Bücher, sind Zeugnis davon, welch` große Wertschätzung Hechelmann von vielen Künstlern und Autoren zuteilwurde. Sein Verständnis, sich dem Text und Sinn eines Autors mit seinen Illustrationen ganz hinzugeben, ist Sinnbild, dass er frei auswählen konnte, mit wem er gemeinsam Kunst schaffen wollte.

Wer wiederum mit Ihm zusammenarbeiten wollte, steht für seine Meisterhaftigkeit. „Momo“ und „Ophelias Schattentheater“ von Michael Ende, „Orpheus und Eurydike“ von Antje Vollmer, „Nils Holgersson“ von Selma Lagerlöf und „Geisterritter“ von Cornelia Funke seien hierfür nur als Stellvertreter genannt. 1980 beauftragte ihn August Everding mit der Ausstattung zur Opernverfilmung von „Hänsel und Gretel“, 1981 Herbert von Karajan mit Gemälden zur Verfilmung von „Das Rheingold“.

Trotz des viel zu frühen Todes seines Partners 2007 und Jahre später auch eintretender eigener Krankheit, wurde seine Schaffenskraft sogar vielseitiger. Er widmete sich beispielsweise der Bildhauerei und erstellte unter anderem etliche Bronzeskulpturen. Diese sind zum Teil im Schloss Isny, aber auch andernorts (etwa in Schwäbisch-Gmünd) ausgestellt. 2017 veröffentlichte er dann obendrein seinen ersten selbst geschriebenen Roman, „Manolito“, sowie die Fortsetzungsbände „Livia“ und „Panthea“, selbstverständlich auch von ihm illustriert. An seinen ersten veröffentlichten Gemälden, unter anderem die Hildentrilogie, arbeitete er im Plisseestil. Die Natur versuchte er durch Falten darzustellen. Das selbstgenähte Hildengewand diente hierbei als Studie, um möglichst realistische Verläufe erzeugen zu können.

Obwohl er im Verlauf seiner Karriere zwischenzeitlich kaum mehr im Plisseestil malte, beschäftigte Ihn stets, wie -und mit welchem Material- er seine Idee der ganz natürlich wirkenden Falten, endlich vollendet umsetzen könnte. Erst im Herbst seines Schaffens erarbeitete er eine völlig neue Art des Faltens und Klebens von Papier, die dreidimensionale Plisseewerke hervorbrachte: Die weißen Bilder. Dadurch schloss er den Kreis seines künstlerischen Schaffens und fand in Perfektion zu seinem Anfang zurück. Doch auch einem solchen Genius schwinden irgendwann die Kräfte. Von guten Freunden wunderbar geborgen, hat Friedrich am 27. August 2024 mit seinem letzten Atemzug ein Leben beendet, das prall angefüllt war von Kreativität, Herzlichkeit, Großzügigkeit und Philanthropie.

Till Bastian